Im Fokus
Integration von UX und Scrum für erfolgreiche Produkte

In der modernen Produktentwicklung sind Scrum und UX entscheidende Erfolgsfaktoren. Die Integration von UX in Scrum stellt jedoch weiterhin eine Herausforderung für viele Organisationen dar.
Das Scrum-Framework ermöglicht die effektive Auslieferung von Code und ein schnelles Reagieren auf Veränderungen. Die zusätzliche Integration von UX-Praktiken ermöglicht eine effiziente Umsetzung kundenzentrierter Produkte mit einem optimalen Nutzungserlebnis. Eine erfolgreiche Integration kann das beste aus beiden Welten vereinen.
Für welche Unternehmen ist das hilfreich?
Diese Praktiken sind besonders interessant für Unternehmen, die bereits eine agile Produktentwicklung etabliert haben und erste UX-Praktiken einsetzen. Das Ziel ist, diese entstehenden UX-Prozesse hin zu einer strukturierten Vorgehensweise zu entwickeln, um die Synergien zwischen UX und Agilität optimal zu nutzen.
Wie verändert sich der Scrum-Prozess?
Die entscheidenste Änderung im Vergleich zum Standard Scrum-Prozess ist die Ergänzung einer Discovery-Phase (oder Discovery Track) für Features, bevor diese im Sprint Planning zur Umsetzung eingeplant werden.
Die Phase läuft parallel zu Sprint-Phase und dient der Vorbereitung und Validierung von Feature-Ideen. Sie umfasst zum Beispiel folgende Aspekte:
Klärung von Nutzungsanforderungen
Beschreibung von Funktionalität und Interaktion
Definition von Akzeptanzkriterien
Klärung von Abhängigkeiten
Priorisierung
So wird verhindert, das Features im Rahmen des Sprint Plannings vom Team nicht klar verstanden werden. Außerdem wird eine sinkende Umsetzungsgeschwindigkeit („Velocity“) vermieden, die durch fehlende Designs und notwendige Nachbesserungen der Anforderungen entstehen kann.
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Wie sieht UX im Dual-Track Scrumprozess nun aus?
Um auf die Bandbreite an UX-Aktivitäten genau eingehen zu können, fokussieren wir uns im zunächst auf Konzeption und UI-Design von Software entlang des Scrum Prozesses.
Product Discovery Phase
In dieser initialen Phase einer Feature-Idee unterstützt das UX Team den Product Owner dabei, die Anforderungen aus Nutzersicht zu definieren und die Product Vision im Blick zu behalten. Welche User Flows werden von diesem Feature beeinflusst? Welchen Mehrwert hat das Feature und zahlt es auf die UX-Strategie ein?
Ein effektives Meeting-Format dafür ist das UX-Refinement, bei dem Product Manager, Product Owner und UX-Team geplante Funktionsbereiche gemeinsam analysieren. Das UX-Team kann anschließend erste Wireframes erstellen, um dem Feature eine visuelle Form zu geben und das gemeinsame Verständnis zu fördern.
🌿💦 Am Bespiel einer App zur Pflanzenpflege soll als neues Feature eine Gießerinnerung integriert werden, die für die verschiedenen Pflanzen Gießpläne erstellt. Im UX Refinement wird besprochen, wie Nutzer ihre Pflanzen in den Gießplan eintragen können, welche Informationen nötig sind und wie die Gießerinnerung auf dem Smartphone angezeigt werden kann. Daraufhin erstellt das UX Team erste Prototypen für das Feature.
Refinement mit Visualisierungen
Das Feature wird nun als konkrete User Story im Refinement mit dem Entwicklungsteam besprochen. Hier werden konkrete Akzeptanzkriterien definiert und technische Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert.
Spätestens nachdem eine Story vom Team konkretisiert wurde und der Funktionsumfang sowie die Machbarkeit klar ist, kann das finale Design für das User Interface entwickelt werden. Das Look-and-Feel und die Bedienung des Features werden in Figma ausgearbeitet und in das Designsystem aufgenommen.
🌿💦 Für unsere Pflanzenapp wird also die Gießerinnerung im Refinement besprochen. Anhand des Prototypen wird deutlich, dass die Funktion über einen Bereich im Startbildschirm aufgerufen werden soll und das 3 Schritte nötig sind: Auswählen des Pflanzentyps, der Umgebung und des gewünschten Tageszeitpunkts der Erinnerung.
Sprintstart
Unserer Erfahrung nach ist es wichtig, dass jede User Story, die im Planning in den Sprint aufgenommen wird, bereits eine möglichst konkrete UI-Vorlage hat. Idealerweise wurde diese Bedingung im Rahmen einer “Definition of Ready” gemeinsam festgelegt. So können Aufwände in der UI-Entwicklung konkret geplant werden. Wartezeiten im Sprint werden vermieden und das Entwicklungsteam kann nach dem Planning gut informiert mit der Umsetzung beginnen.
🌿💦 Für unsere Pflanzenapp heißt das, alle Userstorys zu diesem Feature enthalten Links zu den Vorlagen und Komponenten in Figma. Außerdem ist geklärt, mit welchen Texten („UX Writing“) die Pushnachricht auf dem Smartphone angezeigt wird.
Unterstützung im Sprint
Im Sprint selbst steht die technische Umsetzung der Inkremente im Fokus. Die UX Designer stehen dem Entwicklungsteam dabei bei Bedarf zur Verfügung. Kleine Veränderungen, fachliche Rückfragen und unerwartete Herausforderungen können so schnell bearbeitet werden.
🌿💦 Bei der Umsetzung der Gießerinnerung zeigt sich, dass die Liste, aus der die Pflanzen hinzugefügt werden können, unerwartet lang ist. Darum entscheiden Entwickler:innen und UX Team gemeinsam, an dieser Stelle ein Suchfeld oberhalb der Liste zu implementieren.
Maßnahmen zur Nutzerzentrierung
Um die Produktentwicklung wirklich nutzerzentriert zu machen, ist der Einbezug von Nutzern sinnvoll. Das Erheben von User Needs durch Interviews erhöht die Wahrscheinlichkeit, nur Features mit Mehrwert für die Kunden umzusetzen. Die Akzeptanz und Bedienbarkeit von Funktionen überprüfen wir durch Testing mit echten Nutzer:innen. Mehr zu explorativem Research und Usability Tests findet ihr in folgenden Artikeln:
Wie kann das UX-Team organisatorisch integriert werden?
Ein Team mit Expertise in UX-Strategie, Konzeption, UI-Design, User Research und Testing deckt alle Kompetenzbereiche ab, um die Produktentwicklung optimal zu unterstützen. Die UX-Teammitglieder werden aktiv in alle Scrum-Routinen eingebunden, übernehmen UX-Arbeit für die User Stories und gewährleisten so eine durchgängige Nutzerzentrierung.
Um effizienter zu arbeiten, kann es sinnvoll sein, statt des gesamten UX-Teams nur Vertreter zu den Scrum-Routinen zu schicken. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass dadurch Wissen verloren gehen und die Zusammenarbeit innerhalb des Teams eingeschränkt werden kann.
Ein aufstrebender Ansatz in der digitalen Produktentwicklung ist das Product Trio von Teresa Torres. Dieses besteht aus Product Owner, einem Lead-Entwickler und einem UX-Lead. Das Trio ist besonders in der Discovery-Phase aktiv, wo es gemeinsam die initiale Konzeption für neue Features erarbeitet. Der UX-Lead übernimmt dabei die Aufgabe, notwendige UX-Arbeiten zu identifizieren und diese an das restliche UX-Team weiterzugeben.
Zusammenfassung
Mit UX in Scrum entstehen klarer durchdachte und nutzerzentrierte Features.
Das Product Backlog wird auf eine Discovery-Phase ausgeweitet, was sowohl die Umsetzungsqualität als auch die Velocity im Sprint erhöht.
Es ist sinnvoll, je nach benötigter Expertise spezifische UX Kompetenzen einzubinden.
Für die Produktplanung hat sich das Modell des Product-Trios aus Product Manager, Lead-Entwickler und UX-Lead in vielen Projekten bewährt.
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